Bitteres Rot by Bruno Morchio

Bitteres Rot by Bruno Morchio

Autor:Bruno Morchio [Morchio, Bruno]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-08-24T04:00:00+00:00


Enthüllungen

»Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so aufregen, Signor Pagano. Wenn ich Ihnen verschwiegen habe, dass ich vor zwanzig Jahren schon einmal nachgeforscht habe, dann hatte ich gute Gründe dafür.«

»Die brauchen Sie auch, mein lieber Professore, wenn Sie sich keinen anderen Detektiv suchen wollen.«

»Wissen Sie, ich hatte von Anfang an Zweifel an der Geschichte meiner Verwandten. Deshalb habe ich selbst nach der Wahrheit gesucht, aber ohne Erfolg. Mehr nicht.«

»Und das soll ich Ihnen glauben?«

»Warum nicht?«

»Weil ich mir sicher bin, dass die Information über die Existenz eines Bruders nicht von Ihren Verwandten stammt.«

»Sondern?«

»Von einem Veteranen aus Sestri, einem ehemaligen Widerstandskämpfer.«

»Sie verstehen Ihr Geschäft, das muss man Ihnen lassen.«

»Wer?«

»Der Name wird Ihnen leider nicht viel helfen. Er hieß Adriano Ratto, aber alle nannten ihn Dria. Er ist seit fünfzehn Jahren tot.«

»Haben Sie damals auch mit Comandante Grandi gesprochen?«

»Mit ihm und seinen Männern, jedenfalls mit denen, die noch lebten.«

»Erinnern Sie sich an die Namen?«

»Halten Sie mich etwa für senil? Enrico Parodi und Giovanni Lanza. Bei keinem habe ich etwas erfahren, weder über Nicla, noch über einen Sohn. Sie hatten sich wahrscheinlich abgesprochen.«

»Und Ratto?«

»Auch er gehörte zu Grandis Gruppe. Ratto war der Erste, mit dem ich gesprochen habe. Er litt an Alzheimer, ihm konnten sie den Mund nicht verbieten. Von ihm habe ich die Geschichte, die ich Ihnen erzählt habe.«

»Und er hat Ihnen nicht Niclas Nachnamen genannt?«

»Er erinnerte sich nicht mehr, vielleicht kannte er ihn auch nicht. Von ihrem Sohn hatte er über Dritte erfahren, und wenn ich ihn richtig verstanden habe, hatte er Nicla nach Kriegsende aus den Augen verloren. Seine Geschichte war ziemlich verworren. Wie ich bereits sagte, war er sehr krank.«

»Warum haben Sie mir das alles verschwiegen?«

»Mit Grandi und seinen damaligen Kampfgefährten zu sprechen wäre doch reine Zeitverschwendung gewesen. Die meisten leben ohnehin nicht mehr. Nicht einmal die SS hat sie zum Sprechen gebracht. Sie müssen sich andere Quellen suchen.«

»Grandi war ein Freund meines Vaters.«

»Das tut mir leid, Signor Pagano, ich wollte Ihre Gefühle nicht verletzen.«

»Vergessen Sie’s …«

»Sie sagten ›war‹. Ist der Comandante tot?«

»Nein, Herr Hessen, er erfreut sich bester Gesundheit. Aber mein Vater ist tot.«

Als wir das Telefonat beendeten, entschuldigte er sich noch einmal. Aber das war mir egal, ich glaubte ihm sowieso nicht.

Wie vorauszusehen, forderte der Alkohol seinen Tribut. Mir ging es hundeelend. Mein Kopf schmerzte, als hätte man einen Nagel hineingeschlagen, und selbst eine brühheiße Dusche und eine Kanne Kaffee hatten nichts geholfen. Unter diesen Umständen zu arbeiten würde eine Tortur werden, doch zu Hause zu sitzen und auf das Wunder zu warten, dass Pertusiello doch noch anrief, war auch keine bessere Alternative.

Was, wenn Nicla gar nicht ihr richtiger Name war? Vielleicht hatte sie sich im Widerstand nur so genannt und nach dem Krieg wieder ihren richtigen Namen angenommen. Bavastro hätte sich daran erinnern müssen. Aber leider hatte auch er nichts mit dem Namen anfangen können.

Ich rief Olindo Grandi an, der sofort den Hörer abnahm. Hatte er auf meinen Anruf gewartet?

»Ich schulde dir eine Erklärung«, begann er.

»Das denke ich auch, Comandante.« Ich versuchte locker zu klingen.

»Lanza und Gino haben mir berichtet, was sie dir erzählt haben.



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